Max Autor-Mustermann

Der synthetische Mensch

Professor Bumke hat neulich Menschen erfunden,
die kosten zwar, laut Katalog, ziemlich viel Geld,
doch ihre Herstellung dauert nur sieben Stunden,
und außerdem kommen sie fix und fertig zur Welt!

Man darf dergleichen Vorteile nicht unterschätzen.
Professor Bumke hat mir das alles erklärt.
Und ich merkte schon nach den ersten Worten und Sätzen:
Die Bumkeschen Menschen sind das, was sie kosten, auch wert.

Sie werden mit Barten oder mit Busen geboren,
mit allen Zubehörteilen, je nach Geschlecht.
Durch Kindheit und Jugend würde nur Zeit verloren,
meinte Professor Bumke. Und da hat er ja recht.

Er sagte, wer einen Sohn, der Rechtsanwalt sei,
etwa benötige, brauche ihn nur zu bestellen.
Man liefre ihn, frei ab Fabrik, in des Vaters Kanzlei,
promoviert und vertraut mit den schwersten juristischen Fällen.

Man brauche nun nicht mehr zwanzig Jahre zu warten,
daß das Produkt einer unausgeschlafenen Nacht
auf dem Umweg über Wiege und Kindergarten
das Abitur und die übrigen Prüfungen macht.

Es sei ja auch denkbar, das Kind werde dumm oder krank.
Und sei für die Welt und die Eltern nicht recht zu verwenden.
Oder es sei musikalisch! Das gäbe nur Zank,
falls seine Eltern nichts von Musik verständen.

Nicht wahr, wer könne denn wirklich wissen, was später
aus einem anfangs ganz reizenden Kinde wird?
Bumke sagt, er liefre auch Töchter und Väter.
Und sein Verfahren habe sich selten geirrt.

Nächstens vergrößre er seine Menschenfabrik.
Schon heute liefre er zweihundertneunzehn Sorten.
Mißlungene Aufträge nähm er natürlich zurück.
Die müßten dann nochmals durch die verschiednen Retorten.

Ich sagte: Da sei noch ein Bruch in den Fertigartikeln,
in jenen Menschen aus Bumkes Geburtsinstitute.
Sie seien konstant und würden sich niemals entwickeln.
Da gab er zur Antwort: »Das ist ja grade das Gute!«

Ob ich tatsächlich vom Sichentwickeln was halte?
Professor Bumke sprach's in gestrengem Ton.
Auf seiner Stirn entstand eine tiefe Falte.
Und dann bestellte ich mir einen vierzigjährigen Sohn.

© Atrium Verlag und Thomas Kästner
Aus: Gesang zwischen den Stühlen
Stuttgart, Berlin: Deutsche Verlags-Anstalt, 1932
Audioproduktion: CD Hörverlag ‚ Möblierte Melancholie‘ © Atrium Verlag Zürich und Thomas Kästner. Aufnahme von 1972
Das Gedicht wurde auf Deutsch geschrieben.
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Song
Wer hat es geschrieben?
Erich Kästner

Erich Kästner ist eine Weltberühmtheit aus Dresden. Er wurde 1899 geboren. Als er 15 Jahre alt war, brach der erste Weltkrieg aus. Kästner war allerdings nie begeistert vom Krieg und schrieb kritische Gedichte darüber. Unter anderem das Gedicht "Sergeant Waurich". Zum Studieren ging er nach Leipzig. Um sich sein Studium zu finanzieren, schrieb er als Journalist und Theaterkritiker für die Neue Leipziger Zeitung. In dieser Zeit veröffentlichte er auch seine ersten Gedichte. Während des Zweiten Weltkrieges setzte er sich besonders für Frieden und Gerechtigkeit ein, seine Bücher waren verboten und wurden öffentlich verbrannt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zog Kästner nach München. Dort gründete er die internationale Jugendbibliothek.

1928 erschien Erich Kästners erster Gedichtband und kurz darauf 1929 sein erster Kriminalroman für Kinder “Emil und die Detektive”. Hier geht es um den Jungen Emil, der sich in Berlin auf Verbrecherjagd begibt. Das Buch wurde allein in Deutschland über zwei Millionen Mal verkauft. Auch sehr beliebte Bücher von ihm sind „Pünktchen und Anton“, „Das fliegende Klassenzimmer“ oder „Das doppelte Lottchen“. Für seine abenteuerlustigen und lustigen Geschichten erhielt Kästner viele Preise. Er lebte bis zum Jahr 1974 in München.

Erich Kästner

Erich Kästner ist eine Weltberühmtheit aus Dresden. Er wurde 1899 geboren. Als er 15 Jahre alt war, brach der erste Weltkrieg aus. Kästner war allerdings nie begeistert vom Krieg und schrieb kritische Gedichte darüber. Unter anderem das Gedicht "Sergeant Waurich". Zum Studieren ging er nach Leipzig. Um sich sein Studium zu finanzieren, schrieb er als Journalist und Theaterkritiker für die Neue Leipziger Zeitung. In dieser Zeit veröffentlichte er auch seine ersten Gedichte. Während des Zweiten Weltkrieges setzte er sich besonders für Frieden und Gerechtigkeit ein, seine Bücher waren verboten und wurden öffentlich verbrannt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zog Kästner nach München. Dort gründete er die internationale Jugendbibliothek.

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